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Reisen mit dem Hausboot

Mark Twains Hommage an das freie, ein wenig wilde Floß- und Haubootfahren ist wohl bisher an keinem jugendlichen Leser vorbeigegangen. Wer kann schon dem Reiz dieses herrlichen Abenteuers entziehen und hat nicht wenigstens einmal davon geträumt, mit Tom, Huck und Jim den breiten Fluss zu befahren? Der Traum kann inzwischen wahr werden – ein bisschen zumindest.

„Abenteuern“ für Anfänger

Als Hausboot bezeichnet man ein Motorboot, welches eine Kombination aus Wohnort und Transportmittel darstellt. Das Entscheidende daran ist die Ausstattung: Die quasi schwimmenden Wohnwagen mit einer Länge zwischen 7 und 15 Metern bieten Platz für 2 bis 12 Personen und verfügen normalerweise über Warm- und Kaltwasser, Dusche, WC und Küche mit Kühlschrank und Herd. Jeder gesunde Erwachsene, der eine Einweisung und Kurzschulung inklusive Probefahrt meistert, darf ein Hausboot tagsüber im vorgeschriebenen Revier führen – ohne seemännische Vorkenntnisse und Bootsführerschein. (Dieser wird durch die Charterbescheinigung ersetzt). Die gedrosselten Motoren erlauben kaum mehr als 10 km/h, dicke Gummiverkleidungen und Fender puffern unliebsame Anfänger-Kollisionen problemlos ab. Notfalls kann von der Vermietstation sogar ein Pannenservice geschickt werden. In den gängigen Wasserkarten sind alle Zapfstellen für Nutzwasser verzeichnet, die Kraftstoffvorräte an Bord reichen meistens zwei bis drei Wochen. Nahezu alle Binnengewässer-Regionen bieten diese Form des Tourismus an, im belgischen Flandern beispielsweise, im Berliner und Mecklenburger Raum, in ganz Frankreich, in Holland und Irland stehen den Urlaubern gut ausgebaute Wasserwegnetze und zahlreiche Versorgungsstationen zur Verfügung.

Hausboot

Hausboot @iStockphoto/Merlin Photographics

Schiff ahoi! Und dann?

Grundsätzlich sollte jeder Mitreisende wirklich schwimmen können und gleich zu Beginn eine Einweisung in alle Sicherheitsvorkehrungen erhalten. Sind Reiseutensilien sowie Proviant verstaut, alle Schwimmwesten gefunden und geprüft, steht der großen Fahrt schließlich nichts mehr im Wege.

Für Anfänger empfiehlt es sich unbedingt, die geplante Route vorher auf der Wasserkarte zu markieren und sich auch daran zu halten, erfahrene Hausbootkapitäne riskieren vielleicht einfach einmal eine Fahrt „ins Blaue“. Es dauert ein wenig, bis sich die beim Romane-Schmökern so tief empfundene Gelassenheit einstellt, und manch einer fragt sich in den ersten Stunden zweifelnd: „DAS soll jetzt tagelang so weitergehen?“ Wie schwer genussvolles Nichtstun eigentlich fällt, merken viele Hausbootfahrer erst bei dieser sehr entschleunigten Reisevariante. Aber wer quasi gezwungen ist, die Landschaft gemütlich vorüberziehen zu lassen, stellt früher oder später fest, wie wohltuend ein Dasein á la Tom Sawyer sein kann. Sich einfach um sich selbst zu kümmern, zu halten, wann man mag, die Perspektive wechseln und einfach die Natur zu genießen sind wertvolle Momente, die der normale Alltag gar nicht mehr bieten kann. Doch während man gemütlich über Flüsse und Seen schippert, findet man plötzlich wieder zu sich, und in der ersten Dämmerung – hört man plötzlich den Mississippi rauschen.

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