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Anghiari – die Stadt zwischen Himmel und Erde

Ganz am Ostrand der Toskana in der Provinz von Arezzo liegt das alte Städtchen Anghiari. 1048 wurde es zum ersten Mal in einem Dokument erwähnt, seine Geschichte reicht aber ohne Zweifel bis in die Römerzeit zurück. Die Glanzzeit erlebte der Ort allerdings im Mittelalter, als die Familien der Galbino und danach der Camaldolesi über Anghiari herrschten und die Stadt zur Blühte brachten. Am 29. Juni 1440 fand in der Nähe des Ortes zudem die Schlacht von Anghiari statt, in der ein Koalitionsheer von Soldaten aus Florenz, des Kirchenstaates und der Republik Venedig gegen die Armee des von den Visconti beherrschten Herzogtums Mailand gewann.

Anghiari

Anghiari ©iStockphoto/Shurkva

Das knapp sechstausend Einwohner zählende Städtchen erstreckt sich auf einem von einer Ebene umgebenen Hügel, quasi zwischen Himmel und Erde. Von dort aus hat man ein herrliches Panorama auf das Tibertal und die grünen Felder und Olivenhaine der Umgebung. Anghiari bietet außerdem ein noch ganz vom Mittelalter dominiertes Stadtbild mit viel grauem Stein und alten Türmchen, die in den Himmel ragen. Kleine Plätze, enge Straßen und Häuser, die sich dicht aneinander schmiegen, prägen den Charakter des Ortes und künden von seiner langen, bewegten Geschichte. Als Besucher kann man sich auf dem Weg durch die verwinkelten Gassen, unter Torbögen hindurch und auf steilen Treppchen an den vielen Kirchen vorbei hin zur zentralen Piazza Mameli selbst ein Bild vom Zauber des italienischen Mittelalters machen.

Bei einem Besuch sollte man auch unbedingt einen Blick auf den Palazzo Pretorio oder die Villa La Barbolana werfen oder sich im Palazzo Taglieschi das „Museo Statale delle Arti e Tradizioni Popolari“ ansehen, in dem traditionelle, toskanische Handwerkskunst präsentiert wird. So zeigt die Ausstellung Werkzeuge aus verschiedenen Epochen, in denen in Anghiari vor allem die Holz- und Eisenbearbeitung eine Blühte erlebte. Doch auch Kunstliebhaber kommen auf ihre Kosten. Neben Fresken und Gemälden sind im Museum nämlich auch Skulpturen zu bewundern, wobei insbesondere die „Vergine“ von Jacopo della Quercia, einem berühmten Bildhauer der frühen Renaissance, durch ihre feine Ausarbeitung hervorsticht.

Bekannt ist Anghiari zudem für seinen Handwerksmarkt, der jedes Jahr von Ende April bis Anfang Mai abgehalten wird. Dann sind die alten Gassen erfüllt von Leben und Besuchern von überall her. Auch noch heute verdienen sich manche Bewohner von Anghiari ihren Verdienst im klassischen Handwerk. Die Stadt gilt in Italien außerdem als eines der Zentren für das Restaurieren antiker Möbel. Aus diesem Grund soll am örtlichen „Istituto d’Arte“ in Zukunft ein Lehrgang für Studenten aus aller Welt eingerichtet werden, in dem die Kunst des Restaurierens von Antiquaren und Restauratoren gelehrt werden soll.

Doch Anghiari wäre kein Toskanastädtchen, wenn man dort nicht auch die kulinarischen Genüsse der hügeligen Landschaft genießen könnte. Daher bieten die Lokale im alten Ortskern auch regionale Spezialitäten wie „Cacciucco“, ein Gericht aus Fisch und Meeresfrüchten, „Finocchiona“ eine Schweinswurst, die mit Rotwein und Fenchelsamen aromatisiert wird, oder Gemüsesuppe mit Schwarzkohl an. Zum Nachtisch trumpft die toskanische Küche dann mit Leckerbissen wie „Castagnaccio“ auf, eine Torte aus Kastanienmehl, oder mit „Cantucci“, kleinen Mandelkeksen, die man in den süßen Dessertwein „Vin Santo“ tunkt und dann verspeist.

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