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Mardin

Im Norden der Türkei, 30 km von der syrischen und 200 km von der irakischen Grenze entfernt, liegt die Stadt Mardin. Auf 1.000 m Höhe zieht sich die Altstadt einen Bergrücken hinauf. Er ist ein Ausläufer des Kalksteingebirges Tur Abdin. Das ist aramäisch und heißt «Berg der Knechte«. Von diesem Berg aus hat man eine gute Sicht über die mesopotamische Tiefebene. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen türkischen Provinz. Auf Grund der Lage der Stadt leben hier Türken, Kurden, Araber und syrische Christen. Allerdings sind in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts viele Kurden und Christen ausgewandert. Mittlerweile wird versucht, die Christen zur Rückkehr zu bewegen. Heute hat die Stadt knapp 80.000 Einwohner.

Mardin

Mardin ©iStockphoto/sadikgulec

Die Geschichte der Stadt Mardin

Die Geschichte der Stadt reicht 7.000 Jahre zurück. Daher und auf Grund der einzigartigen Architektur sollte Mardin von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt werden. Der Antrag scheiterte aber an einer Reihe von Neubauten im Stadtgebiet. Diese sollen nach und nach abgerissen werden, um einem neuen Antrag als Weltkulturerbe mehr Erfolg zu garantieren. Das kann aber nur nach und nach geschehen, da diese Neubauten von zurzeit von syrischen Flüchtlingen bewohnt werden.

Bis zum 19. Jahrhundert war die Stadt ein Knotenpunkt der Handelsstraßen, die vom Mittelmeer nach Mesopotamien oder vom Schwarzen Meer nach Syrien führten. Auch die historische Seidenstraße führte hier lang. Die Stadt selber war für ihre Pflaumen, Galläpfel und Edelsteine berühmt.

Vom 12. bis 15. Jahrhundert war die Stadt die Residenz der türkischen Ortokiden. sie errichteten Koranschulen, die Medresen, Hamams (Badehäuser) und die Ulu Cami Moschee, auch große Moschee genannt. 1507 wurde die Stadt von den Osmanen erobert.

1915 – 1916 kam es zu dem bekannten Völkermord an den Armeniern bzw. Aramäern. In dessen Verlauf wurden viele der syrischen Christen ermordet. Durch den 1923 unterzeichneten Frieden von Lausanne wurde Mardin zur Grenzstadt und von einem großen Teil seines Hinterlandes abgeschnitten.

Bis vor einigen Jahren war die Stadt für Touristen kaum erreichbar und wurde auch nicht touristisch beworben. Dies lag an den ständigen Zusammenstößen der türkischen Armee mit den Kämpfern der PKK. Mittlerweile bemüht man sich aktiv, Touristen in diese landschaftlich und historisch interessante Gegend zu locken.

Die Stadt Mardin

Die Stadt besteht aus zwei Teilen – der am Fuß des Berges gelegenen Neustadt und der Altstadt, die sich den Berg hinauf zieht. Touristisch interessant ist nur die Altstadt. Diese beiden Stadtteile werden durch die Hauptstraße Vali Ozan Bulvarı getrennt, die auch die Verbindungsstraße nach Urfa im Westen und Diyarbakir im Nordwesten ist.

Aus der Luft wirkt die Altstadt wie ein undurchdringliches Gewirr kleiner Sträßchen. Zu Fuß ist der Eindruck aber ein ganz Anderer. Man kann die Altstadt sowieso nur zu Fuß durchqueren. Die Straßen sind so eng und häufig durch Treppen unterbrochen, dass Fahrzeugverkehr hier unmöglich ist. Von einem bis zum anderen Ende der Altstadt zieht sich die Hauptstraße, die Cadde1. Am östlichen Ende macht sie eine u-förmigen Biegung und verläuft um den südlichen Teil der Stadt, am westlichen Ende angekommen, biegt sie wieder u-förmig ab und kehrt so zum Ausgangspunkt zurück. Von dieser Hauptstraße gehen zahlreiche kleine Gässchen ab.

An der Hauptstraße befinden sich zahlreiche Läden, deren Angebot sich hauptsächlich an Touristen wendet. Die Stadt ist bekannt für seine, aus verschiedenen Ölen und Duftstoffen hergestellten, Seifen. Ebenso berühmt ist es für seine Gold-, Silber- und Kupferschmiede, die hier vor allem Schmuck anbieten. Der Basar, der die Bevölkerung mit den Waren des täglichen Lebens versorgt, geht von dieser Hauptstraße ab.

Da Mardin in einer vulkanischen Gegend liegt, war das bevorzugte Baumaterial Kalkstein. Diese Gesteinsart, in Zusammenhang mit der Bauweise, die an arabische Häuser erinnert, hält im Sommer die Hitze draußen und im Winter die Wärme drinnen. Die Häuser sind von Mauern umgeben und besitzen im Innenhof einen Brunnen. Einige der Häuser weisen Durchgänge auf, die »Abbaras« genannt werden und eine Abkürzung der Wege bieten. Das auffälligste Merkmal der Häuser sind aber ihre Steinverzierungen.

Sehenswürdigkeiten in Mardin

Die auffälligste Sehenswürdigkeit ist die Zitadelle, die über der Stadt auf dem Berg thront. Sie selber ist militärisches Sperrgebiet und damit für Touristen nicht zugänglich. Trotzdem lohnt es sich so nahe wie erlaubt an sie heranzugehen. Auch von außen ist sie ein beeindruckendes Bauwerk. Außerdem hat man von hier einen hervorragenden Blick auf die mesopotamische Tiefebene.

Einige km östlich der Stadt liegt das, 493 n. Chr. erbaute Kloster Zafaran. Bis 1933 war es de Sitz des Patriarchen der syrisch-orthodoxen Kirche. 52 Patriarchen wurden hier beerdigt. Mit Ausnahme eines inneren Bereiches, der nur den Mönchen zugänglich ist, ist das Kloster für Touristen geöffnet. Das Kloster wurde auf den Ruinen eines 4.500 Jahre alten heidnischen Tempels erbaut. Diese Tempelanlage besteht aus großen Steinwänden, die ohne Verwendung von Mörtel errichtet wurden. Sie kann im Kellergewölbe des Klosters besichtigt werden. Das Kloster hat 365 Räume, von denen jeder einen Tag des Jahres symbolisiert. Im Westen der Klosteranlage befindet sich die Marienkirche. Touristen können an einer Führung durch das Kloster teilnehmen. Es sollte aber auf entsprechende Kleidung geachtet werden – Arme und Beine sollten bekleidet sein, Frauen sollten auch die Haare bedecken.

Innerhalb der Stadt befinden sich einige christliche Kirchen, die in den letzten Jahren restauriert wurden.
Die große Moschee, Ulu Cami, wurde um 1160 von den Ortokiden erbaut. Sie hat eine gerippte Kuppel und ein Minarett, das die Stadt überragt. Ursprünglich waren es zwei Minarette, aber eines schon vor Jahrhunderten eingestürzt.

Die Melik Mahmut Moschee wurde im 14. Jahrhundert erbaut. In ihr befindet sich das Grab des Schutzpatrons Melik Mahmut. Berühmt ist diese Moschee wegen ihrer beeindruckenden Steinverzierungen am großen Tor.

Im Jahr 1371 wurde die Abdüllatif Moschee erbaut. Sie ist auch unter dem Namen Latfiye Moschee bekannt. Ihr Minarett wurde von Tamerlans Armee zerstört und 1845 von Gürcü Mehmet Pascha.wiederaufgebaut. Die zweitgrößte Moschee der Stadt ist die Reyhaniye Moschee. Sie wurde im 15. Jahrhundert errichtet. In ihrem großen Innenhof befindet sich ein Springbrunnen. Die Sitti Radviyye Medrese oder auch Hatuniye Medrese (Islamschule) wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Sie soll einen Fußabdruck des Propheten Mohammed enthalten.

Anreise nach Mardin

Der Flughafen von Mardin bietet Verbindungen von und nach Istanbul. Von dort kann man mit einem Minibus (dolmuş) nach Mardin fahren. Mit dem Auto kann man die Stadt aus allen Richtungen erreichen. Mit einem Minibus kann man von Urfa oder Diyarbakir aus nach Mardin fahren. Von Urfa aus fährt man ca. 3 Stunden, von Diyarbakir aus 2 Stunden. Mit dem Zug kann man die Stadt nicht erreichen, da der Bahnhof außer Betrieb ist.

Die Moderne

Mardin hat nicht nur Architektur und Geschichte zu bieten. Regelmäßig finden eine Kunstbiennale und das Filmfestival Sine Mardin statt. Einige Bauten der Altstatt sind aufwändig restauriert worden und beherbergen heute Boutique-Hotels, die allen modernen Komfort bieten. An der Hauptstraße in der Altstadt befinden sich mehrere Internet-Cafés. Dort findet man auch mehrere Restaurants und Cafés, die teilweise bis spät in die Nacht geöffnet haben.

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