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Minsener Oog

Die Insel Minsener Oog ist eine unbewohnte kleine Insel in der Nordsee, die zum Landkreis Friesland zählt. Sie liegt ungefähr vier Kilometer vom Festland entfernt. Der Name der Insel leitet sich von Minsen, dem nächstgelegenen Ort auf dem Festland ab. Dort, wo das Strombauwerk Minsener Oog liegt, soll sich einer Sage nach früher das Dorf Minsen befunden haben. Die Fischer sollen damals eine Nixe im Netz gefangen haben, die deshalb aus Rache das ganze Dorf in den Fluten der Nordsee versinken ließ. Das sagenhafte „Minser Seewiefken“ ist heute noch Bestandteil des Gemeindewappens der Gemeinde Wangerland. An diese Geschichte erinnert auch eine Bronzeskulptur auf dem Minser Norderaltendeich.

Minsener Oog

Minsener Oog ©iStockphoto/subtik

So entstand die Insel

Das Eiland entstand aus zwei bestehenden Sandbänken. Ab 1906 begann die Marinebaudirektion Wilhelmshaven mit der Errichtung von Dämmen und Buhnen. Dadurch sollte eine Versandung des Fahrwassers verhindert und die Fahrrinne nach Wilhelmshafen insbesondere zur Durchfahrt für Kriegsschiffe freigehalten werden. Auf den beiden Sandbänken entstanden kleine Dünen. Durch eine neugebildete Vordüne entstand ein idealer Brut- und Rastplatzplatz für viele Seevogelarten.

Die Auswirkungen durch den Zweiten Weltkrieg veränderten zunächst diese Bestrebungen. Die britischen Besatzer führten die Sprengung eines Hauptdammes durch, um die Fahrrinne wieder versanden zu lassen. In der Folge griffen aber wieder intensive Bemühungen zur Wiederherstellung und Verbesserung des vorherigen Zustandes. Die Koordination der notwendigen Arbeitsschritte unternahm das Wasser- und Schifffahrtsamt Wilhelmshafen. Dabei mussten insbesondere auch die Wiederherstellung und der Ausbau der Funktionsfähigkeit der Strombauwerke Minsener Oog erreicht werden. 1976 wurde ein Radarturm von 55 Meter Höhe errichtet. Durch mehrere Aufspülungen in den Jahren 1975 und 1979/1980, die Anbringung von schützenden Sandfangzäunen sowie durch zunehmende Bepflanzung konnte ein Überspülen verhindert werden. Dies führte zu einer entscheidenden Stabilisierung des Inselzustandes. Die Insel ist ungefähr 5 Kilometer lang und 1,5 Kilometer breit.

Das heutige Bild der Insel

In der Nähe des Radarturms befindet sich eine Anlegestelle, die aber nur bei Hochwasser angelaufen werden kann. Ausdrucksstarke Dünen erreichen eine Höhe von bis zu 12 Metern. Auf der Insel fährt eine Schmalspurbahn in einem sehr begrenzten Streckenabschnitt, da weite Teile des Schienennetzes nicht mehr befahrbar sind. Sie pendelt auf einem etwa 1,5 Kilometer langen Streckennetz zwischen dem Anleger und den Wohn- bzw. Gerätebarracken des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Die Insel Minsener Oog stellt ein wichtiges Vogelforschungsgebiet dar.

Das Naturschutzgebiet

Die Dünen und Watten stellen ein bedeutsames Brut- und Rastgebiet für Vögel wie Fluss- und Küstenseeschwalben, Großer Brachvogel, Zwergseeschwalbe sowie verschiedene Möwenarten dar. Vor allem für Seeschwalben bestehen herausragende Brutplatzmöglichkeiten. Auch Sandregenpfeifer, Austernfischer und Rotschenkel kommen hier vor. Außerdem legen hier Brandgänse und Hohltauben ihre Nester an. Sogar der stark gefährdete Seeregenpfeifer verfügt auf der Insel Minsener Oog über eines seiner letzten Rückzugsgebiete. Der Vogel benötigt zum Brüten kaum bewachsene Strandbereiche, die meistens von Erholung suchenden Menschen genutzt werden. Die geschützte Insel zählt zum Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer” und darf lediglich in einem begrenzten Besuchersektor betreten werden, der bei Niedrigwasser über das Watt erreichbar ist. Ansonsten ist das Betreten verboten. Im Frühjahr und Herbst rasten auf der Insel Minsener Oog auch zahlreiche Kiebitzregenpfeifer, Alpenstrandläufer sowie Austernfischer und Pfuhlschnepfen. Mehrere Tausend Große Brachvögel zeigen im Spätsommer eindrucksvoll ihr Großgefieder. Seit 1949 wird die Insel vom Mellumrat e.V. betreut.

Die Regelungen beim Betreten der Insel sind unbedingt zu beachten. Gelege und Küken der Strandbrüter verfügen über eine perfekte Tarnung. Deswegen sind sie auch bei einer behutsamen Annäherung leicht zu übersehen und können zertreten werden. Den geschlüpften Küken fehlt zunächst noch der Fluchtinstinkt, daher bleiben sie getarnt auf dem Boden liegen, wenn sich eine Gefahr zeigt. Die Eltern dagegen entfernen sich bei Störungen vom Nest. Während der Abwesenheitszeit vom Nest können die Küken nicht gefüttert und vorhandene Eier nicht gewärmt werden. Häufige und länger anhaltende Störungen gefährden in starkem Maße die Überlebenschancen für den Nachwuchs und können dazu führen, dass die Vögel ihren Brutplatz dauerhaft verlassen.

Das Vorhandensein von Wildkaninchen ist auf Aussetzungen zurückzuführen. Auf der über 70 Prozent begrünten Insel sind für sie gute Lebensbedingungen gegeben. Anzutreffen sind Strandhafer, Weiden, Gras, Moose und Flechten. Sogar Blütenpflanzen wie die Nachtkerze kommen auf der Insel vor. In einem Dünental im Bereich der Inselmitte ist ein kleiner Süßwasserteich angelegt worden. Am Nordrand befinden sich Salzwiesenflächen. Sturmflutsichere Pfahlbauten bieten Platz für Inselwärter sowie Baumaterialien.

Geführte Wattwanderungen

Von Schillig aus führt ein circa sechs Kilometer langer Wattwanderweg auf die Insel. Vom Strand aus geht es ins Watt. Dabei müssen an der Jade entlang und vor Minsener Oog einige Priele überquert werden. Bei der Ankunft auf der Insel erfolgt meistens bereits eine Begrüßung durch den Vogelwart. Besucher dürfen nur die südliche Spitze von Minsener Oog betreten, wo auch eine spezielle Informationstafel angebracht ist. Die dort veröffentlichten Warnungen sollten unbedingt ernst genommen werden, ansonsten könnten beim Eintreffen der Flut lebensgefährliche Situationen eintreten. Bei Niedrigwasser beginnt der Rückweg. Die Begleitung durch einen staatlich geprüften Wattführer ist bei einer Wattwanderung aus Sicherheitsgründen unbedingt erforderlich. Die Route verläuft nicht geradeaus. Um auf dem festen Sandwatt zu bleiben, muss ein bogenförmiger Weg genommen werden. Die genaue Streckenkenntnis gewährleistete auch, dass die Priele an günstigen Stellen überquert werden können. Bei ungünstigen Windverhältnissen kann das Wasser nicht wie sonst aus den Prielen abfließen. Dies kann zur Folge haben, dass die verbleibende Wassertiefe nicht nur kniehoch, sondern auch hüfthoch sein kann und ein sicherer Halt gegen die starke Strömung im Priel schwierig wird. Festsitzende Schuhe sind zum Schutz gegen scharfkantige Muscheln empfehlenswert. Eine Übernachtung auf der Insel ist nicht gestattet.

Wassersport im Bereich Minsener Oog

Zwischen Wangerooge und Minsener Oog hindurch führt der Weg von Wattseglern. Bei Wind können sich beeindruckende Brecher auftürmen und es muss beachtet werden, dass die Buhnen der Minsener Oog die Strömungsverhältnisse beeinflussen. Das Kitesurfen ist in diesem Bereich verboten, da durch die Zugdrachen eine erhebliche Störwirkung auf die Brut- und Rastvögel verursacht wird. Die Drachen werden von den Vögeln wie Greifvögel wahrgenommen, weshalb sie aufgeregt die Flucht ergreifen.

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